Darf ich vorstellen? Sybille Möx, Clownin!

Die erste Frage, die mir immer wieder gestellt wird, lautet: „Wie wird man eigentlich Clownin?“ Ja, und Sie haben Recht, das ist eine gute Frage. Da komme ich später noch drauf zurück. Entscheidender ist aber, was es bedeutet Clownin zu sein? Wofür braucht die Welt Clowninnen und Clowns?

Lassen Sie mich dafür ein wenig aus meinem Clownsleben berichten. Wenn ich die kleinste Maske der Welt aufsetze – meine Clownsnase – schlüpfe ich in ein anderes Ich und bin mir doch näher denn je. Wenn ich Clownin bin, darf ich das Kind sein, das ich und viele von uns nie sein durften.

Als Clownin bewege ich mich ganz in der Welt der Emotionen. Wissen, Fakten und Vernunft sind nicht mehr die Kriterien für gut oder schlecht. Vor allem in meiner Anfangsphase habe ich viele meiner Kindheitsträume ausgelebt, habe mich Dinge getraut, die sich Sybille nie getraut hätte. Das Größte ist: eine Clownin darf scheitern. Und dieses Scheitern wird auf der Bühne zum Fest.

Wenn ich Clown bin, bin ich der dumme August. Und das ist herrlich!
Sybille Möx, Clownin

Dennoch ist dieses Scheitern auf der Bühne auch eine große Herausforderung. Als vernunftbegabter Mensch stehe ich mir dabei immer wieder selbst im Wege. Doch genau in diesen scheinbar so profanen Szenen, wenn die Clownin über die eigenen Füße stolpert und Dinge partout nicht gelingen, erkennen sich die Menschen im Publikum selbst wieder. Und sie dürfen über alles Scheitern in der Welt lachen, denn ich scheitere auch stellvertretend für mein Publikum.

Ich spüre dann auf der Bühne, wie sich bei den Menschen, egal ob Kinder oder Erwachsene, etwas löst. Denn ich zeige ja auch: Hey, das geht hier zwar alles mächtig schief. Aber was soll’s, das ist auch kein Drama. Und wenn die Menschen dann über mich lachen, lachen sie natürlich auch über sich selbst. Und jeder weiß, wie gut es tut, über sich selbst lachen zu können. Es ist diese unglaubliche Erleichterung, nichts mehr festhalten zu müssen.

Als Clownin möchte ich aber die Menschen nicht einfach nur zum Lachen bringen, ich möchte ihre Herzen berühren. Dafür muss ich zuerst mein Herz öffnen. Wenn das gelingt, macht mich das wahnsinnig glücklich.

Wie wird man denn nun Clownin?

Und so kommen wir noch einmal zur Ausgangsfrage „Wie wird man eigentlich Clownin?“. Dieser Frage folgt in der Regel gleich „Kann man davon leben?“. Ja, das kann man bestimmt, ich tue es aber nicht ausschließlich. Ich habe noch den klassischen Brot-und-Butter-Job, der mir bei allen Höhen und Tiefen des Clownslebens die nötige Sicherheit gibt.

Clownin bin ich geworden, weil sich eine tiefe innere Berufung immer durchsetzt. So wollte ich schon als Kind gerne auf der Bühne stehen. Bei der Berufswahl habe ich dann aber auf meine Eltern gehört und erst mal was Sicheres gelernt.

Parallel habe ich diverse Schauspielkurse besucht, hatte aber immer das Gefühl, da fehlt noch etwas. Bis zu dem Moment als ich 1995 über eine Anzeige für die Clownsausbildung am TUT in Hannover gestolpert bin. Ich bekam sofort Herzklopfen, um nicht zu sagen Herzrasen.

Bis zu diesem Moment hatte ich schon großartige Schauspiellehrer wie Joseph Milo oder Ines Burghardt, ich hatte Fortbildungen in Tanzpädagogik, Musikmachen mit Kindern, Geschichten erzählen, Gesang, Klarinette, Stimmbildung und verschiedenste Tanzkurse absolviert. Und dennoch spürte ich sofort, dass diese Anzeige zur Clownsausbildung einen dieser Kipppunkte im Leben markierte. So war es dann auch.

Nach der dreijährigen Ausbildung wurde ich Clownin. Mein innerer Clown ist seitdem mit meinen Clownsfiguren gewachsen. Als freischaffende Clownin gestalte ich heute Kindergeburtstage, gebe Clowns- und Theaterkurse für Kinder und Erwachsene, moderiere Veranstaltungen, arbeite mit Senior*innen und stehe natürlich mit meinen Programmen auf der Bühne.